Ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder;
jedoch gebraucht nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch,
sondern durch die Liebe dient einander (Gal. 5, 13)

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Mitglieder unserer Kirchengemeinden!

Wir leben in Zeiten, in denen die gewohnten Ordnungen unseres Lebens weitgehenden Veränderungen unterworfen sind. Diese Prozesse bereiten vielen Gläubigen Sorgen. Bei manchen wecken sie Ängste – vor allem um die Gesundheit und die Zukunft der Kinder.

Die Coronakrise und die mit ihr einhergehenden Maßnahmen, sowie unterschiedliche Bewertungen der letzteren, können zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. Diese Tendenzen betreffen unmittelbar auch unsere Familien und Kirchengemeinden.

Wir treten dafür ein, dass die Freiheit der individuellen Entscheidung in Bezug auf medizinische Maßnahmen und Behandlung erhalten bleibt. Dies schließt die Freiheit von Eltern ein, über das Risiko-Nutzen-Verhältnis von Corona-Impfungen für ihre Kinder zu entscheiden.

Die freie Entscheidung des Einzelnen ist zu respektieren. Sie darf nicht zu negativen gesellschaftlichen Folgen oder Ausgrenzungen führen. Alle Menschen, unabhängig von ihren diesbezüglichen Entscheidungen, werden nach wie vor in unseren Kirchen, in unseren Gottesdiensten, in unserer Seelsorge gleichbehandelt und willkommen geheißen. Die Implementierung einer 3G, 2G, 1G-Regelung oder ähnliches in unseren Kirchen lehnen wir ab als dem Geist des Evangeliums widersprechend.

Wir rufen unsere Gläubigen auf, die Einheit in ihren Gemeinden und Familien zu wahren und ihre Haltung zueinander nicht von der Bewertung der gegenwärtigen Maßnahmen und der jeweiligen Impfentscheidung abhängig zu machen. Jeder soll nach reiflicher Überlegung und ärztlicher Beratung seine persönliche Entscheidung für sich und seine Kinder eigenverantwortlich treffen. Dies entspricht dem Wesen einer freiheitlich demokratisch verfassten Gesellschaft, deren integraler Teil unsere Diözese als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Deutschland ist.

Auf diesem Wege – der Offenheit und Rücksichtnahme auf die je unterschiedlichen Haltungen – können wir einen positiven Beitrag zur Wahrung der Freiheit, des Zusammenhalts und des gegenseitigen Respekts in unserer Gesellschaft leisten.

Davon sind wir überzeugt und hierfür erbitten wir die Hilfe Christi, unseres Erlösers.

 

Pastoralkonferenz der deutschen Diözese der Russischen Auslandskirche,

Köln 17.09.2021