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Einweihung der Grabkirche der verstorbenen Großfürstin Elisabeth Michailowna in Wiesbaden 

Im Mai 1855 erfolgte die Einweihung der Grabkirche über den sterblichen Überresten der Großfürstin Elisabeth Michailowna in Wiesbaden, genau zehn Jahre nach ihrem Tod. Im Laufe dieser Jahre war der Sarg mit ihrem Körper zunächst in der evangelischen und dann in der katholischen Kirche in Wiesbaden aufbewahrt worden. Der Herzog von Nassau hatte sofort nach dem Tod seiner Gattin den Bau einer Grabkirche im russischen Stil beschlossen und dafür seinen Architekten Hoffmann nach Russland geschickt, um an Ort und Stelle den russischen Kirchenbau zu studieren und einen entsprechenden Plan für die Kirche zu entwerfen, die er an einem sichtbaren Platz auf einer der Anhöhen, Neroberg genannt, erbauen wollte, die die Stadt beherrscht und vom Rhein und der nächsten Umgebung aus sichtbar ist. Der Plan und seine Ausführung gelangen glänzend, und jetzt bekennt jeder Russe, der diese Kirche besucht, dass es in Russland selbst kaum eine ähnliche gibt, die auf kleinem Raum soviel Harmonie, Pracht und Reichtum verbindet. Bevor ich mich zur Weihe dieser Kirche auf den Weg machte, sandte ich an Vater Janyschew einige Exemplare meiner Übersetzung der Panichida, damit man sie unter den dortigen Deutschen verteilen konnte, die an der Übertragung des Sargs der Großfürstin in die neue Kirche teilnehmen würden, und er war von diesem Büchlein so begeistert, dass er mir am 11. (23.) April darüber folgendes schrieb: "Ich danke Ihnen innigst für die Aufmerksamkeit, mit der Sie mich beehrt haben, indem Sie einige Exemplare Ihres Büchleins nach Wiesbaden sandten. Von ganzer Seele wünschte ich, dass es einen solchen Eindruck auf alle Leser ausübt, wie auf mich. Ich meine besonders Ihre Einführung. Kürzer, einfacher, redegewandter und stärker hätte man das Verständnis unserer Panichida nicht darstellen können. Doch was am verständlichsten für den orthodoxen Leser ist und am wichtigsten für den Andersgläubigen, das sind die angemessen verteilten Bemerkungen über den Geist unserer Kirche und ihre Riten, wie zum Beispiel über das vielfältige Wiederholen ein und derselben Gebete, über die Zeit der Gottesdienste für Verstorbene, über die Wirkung des Äußerlichen auf die inneren Gefühle. Die dramatische Darstellung im Ganzen muss unwillkürlich den Leser anziehen, nicht nur den heterodoxen, sondern auch den an diese Gottesdienste gewöhnten orthodoxen. Wahrlich solche Darstellungen würden in Russland sehr willkommen sein, wo es nach Ihren Worten viel gibt, die Augen haben zu sehen, doch nicht sehen. Jetzt verstehe ich besser Ihre Absicht, im Laufe der Zeit eine Darstellung der Riten und der dogmatischen Seite aller Sakramente herauszugeben. Wenn das so gut gelingt, wie es mit der Panichida gelang, so wird das offensichtlich und ohne Zweifel von Nutzen sein. Wenn wir schon einmal und für immer äußerliche Symbole brauchen, so kann man in den Geist ihrer aller mit Worten anstelle von Farben nicht bildhafter und einprägsamer eindringen und ihr Bild malen, als Sie das in Hinsicht auf die Panichida getan haben". Und tatsächlich war dieses Büchlein in aller Hände, als wir nach der Übertragung des Körpers der Großfürstin in die neu geweihte Kirche hier die Panichida feierten. Die Feierlichkeit der Weihe selbst wage ich nicht zu beschreiben, da dies der verstorbene Fürst P.A. Wjazemskij so wortgewandt und poetisch getan hat (s. Ges. Werke, Bd. 7, S.5).

Die Großfürstin kehrte schon im Juni aus Petersburg zurück, und unser gewöhnliches Leben in Stuttgart begann wieder. In dieser Zeit übersetzte ich auf Wunsch Ihrer Hoheit das in französischer Sprache erschienene Büchlein unter dem Titel "Quelques mots d'un chrétien orthodoxe aux confessions occidentales" ins Deutsche. Meine Übersetzung wurde absichtlich in Frankfurt veröffentlicht, um nicht den Anschein zu erwecken, dass sich die künftige württembergische Königin in den Streit zwischen den Kirchen des Ostens und des Westens einmischt. Das sehr mutig und klug geschriebene Büchlein Chomjakows lenkte die Aufmerksamkeit der deutschen Theologen auf sich und rief zumindest seitens der Protestanten Reaktionen hervor, in denen die Erkenntnis der Wahrheit zu hören war, die ihnen von einem orthodoxen Nicht-Theologen ins Gesicht gesagt wurde.

Inzwischen gelangte die Großfürstin mit ihrem Gatten nach Friedrichshafen und weilte in dem Hof, der von der Königin bewohnt wird. Aus Anlass des bevorstehenden Geburtstags ihrer Hoheit (30. August) bereitete man in Friedrichshafen Feierlichkeiten mit Beleuchtung und Feuerwerk auf dem See vor, als uns plötzlich am 29. August die fatale Nachricht erreichte, dass wir Sewastopol aufgegeben hatten. Es konnte scheinen, dass hierin überhaupt nichts Ungewöhnliches lag, doch die Aufgabe Sewastopols übte auf alle, nicht nur die Russen, sondern sogar die Deutschen einen solchen Eindruck aus, als ob mit ihm ganz Russland gefallen sei. Tatsächlich gab sich fast ganz Europa bei Sewastopol ein Duell mit Russland, und unter den Deutschen Schlossen viele Wetten für die einen oder die anderen ab. Doch für uns Russen selbst war in diesem Kampf die nationale Ehre berührt, und deshalb ließen wir unwillkürlich mit der Aufgabe Sewastopols die Köpfe hängen. Uns, die wir zu dieser Zeit im Ausland lebten, war selbst das Mitgefühl, das uns ehrlich entgegengebracht wurde, wie dies zumindest in Deutschland der Fall war, kränkend. Wir wollten uns damals alle in Russland verstecken, um einerseits nicht die Schadenfreude und andererseits das Mitleid der Ausländer zu sehen. Man kann sich auch die Verfassung unserer armen Großfürstin vorstellen, die als Erbprinzessin von Württemberg nicht das Recht hatte, aus diesem Anlass des für ihr Herz nationalen Kummers Trauer anzulegen, und gezwungen war das für ihren Geburtstag vorbereitete Fest in Friedrichshafen mit Feuerwerk und Illumination über sich ergehen zu lassen. Wir wenigen Russen, die wir anwesend waren, schlossen unwillkürlich die Augen vor diesem für uns unangemessenen Fest, obwohl wir überzeugt waren, dass die guten Deutschen und besonders die Württemberger, die uns so aufrichtig ihr Mitgefühl ausgedrückt hatten, hiermit keinerlei politische Gefühle verbanden.