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Vater Janyschew

1857 verlor ich meinen guten Nachbarn und Nachfolger im Amt in Wiesbaden, den sehr verehrten Vater Janyschew, der zum Theologieprofessor an der Petersburger Universität ernannt wurde. Die Neuerung geschah teilweise auf mein Betreiben, da ich in meiner Korrespondenz mit leitenden Persönlichkeiten unaufhörlich auf die Notwendigkeit hinwies, dass anstelle der Religionslehrer an den Universitäten, die sich in nichts von den Religionslehrern an Gymnasien unterschieden, eine besondere theologische Fakultät eingerichtet werden musste mit einem höheren Studiengang, nicht so sehr im Sinne der Dogmatik, als viel mehr der Polemik oder besser einer allgemeinen Übersicht über die christlichen Grundlagen und besonders die orthodoxe Kirche. Eine bessere Persönlichkeit als Vater Janyschew konnte man zur Erfüllung dieses Programms kaum finden. Er vereinte in sich weitreichende und aufgeklärte Ansichten zur Wissenschaft mit Gründlichkeit und Eifer in der Erfüllung seiner Pflichten. Leider überstieg dieser Eifer seine physischen Kräfte, und er musste nach einem glänzenden Beginn seiner Tätigkeit dieselbe bald aufgeben und Vater Polisadow seinen Lehrstuhl übergeben, der damals als Priester in Berlin war. Selbst übernahm er dessen Platz im Ausland. Nach Wiesbaden wurde unter dessen Vater Matwejewskij aus Stockholm versetzt.

Zum Frühjahr 1857 erwartete man in Karlsruhe die Ankunft des Großfürsten Michail Nikolajewitsch, und im Sommer sollte aus Nizza die Kaiserin Alexandra Feodorowna kommen. Unterdessen näherte sich mein Unterricht mit der Prinzessin ihrem Ende, und ich begann, mit ihr die Vorbereitung auf ihre Aufnahme in die Orthodoxie und die Myronsalbung. Da sich die Prinzessin als Patin die Großfürstin Olga Nikolajewna ausgesucht hatte, entschloss sie sich, ihren Namen von Cäcilie auf Olga zu ändern, um sich in Russland nach ihrem Vater Leopold-Friedrich Großfürstin Olga Feodorowna zu nennen.