Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

Bus 40 bis zur Haltestelle: "Hegel-/Seidenstraße"
oder
Stadtbahn U24 bis zur Haltestelle: "Russische Kirche"

Heiliger Nikolaus Bischof von Myra in (Lykien), WundertäterDer hl. Nikolaus (griech. Nikolaos, russ. Nikolai) wurde in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts in Patara in Lykien (heute ein Ruinenfeld bei Kalkan), geboren. Als Jugendlicher wollte er in ein Kloster in Palästina eintreten. Dennoch kehrte er in seine Heimat zurück, und wurde um 300 zum Bischof von Myra (heut. Kocademre bei Kale) geweiht. Während der bald darauf einsetzenden Christenverfolgung, unter Kaiser Diokletianos (285-300), wurde er ins Gefängnis geworfen.

Im Jahre 325 nahm er am 1. Ökumenischen Konzil von Nicäa teil. Seine Lebensgeschichte erzählt von seiner großen Barmherzigkeit. Einst half er einer verarmten Familie durch gezielte Geldgeschenke, die er heimlich durchs Fenster warf. Das verhinderte den Vater, seine drei Töchter zur unehrlichen Ehe zu zwingen. Ein anderes Mal rette er drei zu Unrecht zum Tod Verurteilte, indem er das Schwert des Henkers abwehrend ergriff, und sie rettete.

 

Danach erschien der hl. Nikolaus dem Kaiser im Traum, und bat um ihre Befreiung. Um ein in Seenot geratenes Schiff mit Seeleuten, die von Ephesus nach Lykien ausfuhren, zu retten, erschien er an Bord, stillte den Sturm und brachte das Schiff sicher in den Hafen.

 

Es verbreitete sich auch die Geschichte von den Getreidehändlern, die der hl. Nikolaus im Traum erbat, bei der Hungersnot in Myra zu helfen. Dem Schiffsherrn gab er ebenfalls im Traum die 3 Goldmünzen als Kaution, welche dieser auch nach seinem Traum in seiner Hand hielt. Damit konnte der hl. Nikolaus durch seine Tat seine Stadt ernähren. Der hl. Nikolaus starb am 6. Dezember 342 in Myra.

 

Seine Reliquien lagen zuerst in seiner Heimat. Dort wird sein Sarkophag noch heute in der wiederhergestellten Unterkirche von Demre von Wallfahrern der Ostkirche verehrt. Im Jahre 1087 überbrachten Seeleute die Gebeine des Heiligen nach Bari und errichteten dort auf den Trümmern des byzantinischen Gouverneurspalastes die monumentale Basilika St. Nicola. Dieser Tag im Mai wird in Bari mit einem großen Umzug begangen.

 

Die Verehrung des hl. Nikolaus entwickelte sich noch zu seiner Lebenszeit in der byzantinischen Tradition und kam dann zunächst in die slawischen Länder. Daher wurde der hl. Nikolaus einer der am meisten verehrten Heiligen, auch in Russland. In Rom zog die Verehrung im 8. Jahrhundert ein, er verbreitete sich dann zunehmend auch in Mittel- und Südeuropa. Um 980 entstand in Deutschland die erste Nikolauskirche in Brauweiler.

 

In Deutschland wurde Nikolaus im 10. Jahrhundert besonders durch Kaiserin Thephanu, die griechische Ehefrau des Kaisers Otto II., gefördert. Schon damals entstand der Brauch, dass der hl. Nikolaus die Kinder beschenkt. Zwischen dem 11. bis zum 16. Jahrhundert wurden diesseits der Alpen über 2.200 Kirchen nach dem heiligen Nikolaus benannt. Somit wurde der heilige Nikolaus einer der beliebtesten Volksheiligen in vielen Nationen, die vor allem seine menschenfreundliche und hilfsbereite Art bezeugen.

Die Geschichte der Russischen Orthodoxen Gemeinde in Stuttgart beginnt mit dem 13.April 1816, dem Tag des Einzugs der Großfürstin Catharina Pawlowna von Rußland, nachmaligen Königin von Württemberg. Zwar hatten schon seit 1776, dem Jahr der Vermählung des Großfürsten Pawel Petrowitsch von Rußland mit Maria Feodorowna, geborene Prinzessin Sophie Dorothee von Württemberg, den Eltern der Großfürstin Catharina Pawlowna, gelegentlich orthodoxe Gottesdienste in Stuttgart stattgefunden, aber zu einem regelmäßigen gottesdienstlichen Leben kommt es erst ab 1816.

Kirche

Das erste ständige Gotteshaus erhält die Gemeinde, als 1824 die russische orthodoxe Kirche über der Grablege der 1819 verewigten Königin auf dem Württemberg, oberhalb von Rotenberg, geweiht wird. Der erste Gemeindegeistliche und Beichtvater der Königin Catharina Pawlowna, Priester Wassilij Athanasieff erlebt die Weihe dieses Gotteshauses jedoch nicht mehr. 1823 entschläft der, 1788 in St. Petersburg geborene Geistliche in Stuttgart und wird auf dem Hoppenlaufriedhof beigesetzt. Dort ist sein Grab bis heute erhalten.

Neben der Grabkirche auf dem Württemberg unterhielten sowohl Königin Olga Nikolaijewna, Gemahlin König Karls, als auch deren Nichte und Adoptivtochter Herzogin Wera Konstantinowna, Großfürstin von Rußland in ihren Residenzräumen eigene russische orthodoxe Kapellen. Nach dem Entschlafen Königin Olgas setzte sich Herzogin Wera Konstantinowna für den Bau einer orthodoxen Kirche in Stuttgart ein. Sowohl Zar Alexander III als auch Märtyrer-Zar Nikolaus II. unterstützten dieses Vorhaben finanziell, so daß am (6.) 18. Dezember 1895 die Hl. Nikolaus-Kathedrale geweiht werden konnte. Hier finden seither regelmäßig Gottesdienste statt.

Der von den Architekten Eisenlohr und Weigle konzipierte Bau aus roten Ziegelsteinen auf einem Sockel von weißen Sandsteinen hat sein Vorbild in den Moskauer Kirchenbauten des ausgehenden 16. beginnenden 17. Jahrhunderts.

Die Kircheneinrichtung stammte aus der Hofkapelle der Königin Olga. Die goldenen und silbernen Kirchengeräte, welche bis heute erhalten sind, waren ein Geschenk des Zarenhauses, die goldbestickten Priesterornate - beste Arbeit russischer Klöster. Das Untergeschoß beherbergte eine reichhaltige Kirchenbibliothek.

KircheIm Ersten Weltkrieg wurde die Russische Kirche in die Obhut der Spanischen Gesandtschaft gegeben. Die Gemeinde hörte aber nicht auf zu existieren. Bald nach dem Krieg fanden wieder regelmäßig Gottesdienste statt. Infolge des Zweiten Weltkrieges erfuhr die russische Kirchengemeinde in Stuttgart einen größeren Mitgliederzuwachs. Ab 1943 besuchten auch zahlreiche Ostarbeiter die Russische Orthodoxe Kirche, die ihnen ein Stück Heimat bis zum heutigen Tag wurde.


In der Nacht vom 12. zum 13. September 1944 wurde die Kirche Opfer eines Bombenangriffes. Dabei wurde die kostbare Innenausstattung ein Raub der Flammen. Die Kuppel und der Helm des Glockenturmes wurden weggesprengt, jedoch hielten die Außenmauern der Kirche dem Druck der Bomben stand. In den folgenden Jahren wurde die Kirche originalgetreu wider aufgebaut. 1972 wurde ein, durch den berühmten Ikonographen Nikolai Schelechow gestalteter Ikonostas in die Kirche eingebracht. Seit 1996 wird die Kirche grundlegend restauriert. Ein russischer orthodoxes Glockengeläut, das einzige seiner Art in Süddeutschland, ruft seit dem Osterfest 1998 die Gläubigen zum Gottesdienst.

Seit Beginn der 90er Jahre wuchs die Gemeinde aufgrund der geänderten politischen Verhältnisse in Rußland ständig an. Heute ungefähr 500 bis 700 Gläubige in Stuttgart und ganz Württemberg umfassend, besteht sie aus Russen, Deutschen, Griechen, Serben, Bulgaren und anderen Nationalitäten. Sie erfüllen die Kathedrale mit einem regen Gemeindeleben.

Als älteste fremdstämmige Gemeinde Stuttgarts und älteste bis heute existierende orthodoxe Gemeinde Deutschlands, bewahrt und lebt sie die jahrtausendealten geistlichen und liturgischen Traditionen der Orthodoxen und formt vom Zentrum des Gottesdienstes her das geistliche Leben der Gläubigen.